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Wissenschaftliche
Bücher "Der
gestörte Unterricht"
Dieses Buch wendet sich den Schattenseiten der Lehrertätigkeit zu, und zwar in dem Wissen, daß gerade der sensible Lehrer mannigfachen Unterrichtsstörungen ausgesetzt ist und es zum erfolgreichen Lehrer gehört, sich dieser Realität ohne die üblichen Abwehrmaßnahmen zu stellen. Die Tabuisierung von Problemen schafft neue Probleme und bewirkt keine Lösungen. Ich bin mir jedoch darüber im Klaren, daß selbst die behutsamste Erhellung des Phänomens "Gestörter Unterricht" vorübergehend Unsicherheit und Angst hervorruft. Hier uns gegenseitig zu helfen, scheint lohnenswert. Jede menschliche Kommunikation, und Unterricht macht da keine Ausnahme, ist prinzipiell störanfällig. Stunden, die "wie geschmiert" laufen, Unterricht, der "nie gestört" wird, oder Lehrer, die "keine Disziplinprobleme" haben, können nicht erfolgreich sein. Sie haben allenfalls das, dem sie erst noch zum Erfolg verhelfen sollten, unter den Teppich gekehrt. Das vorliegende Büchlein möchte helfen, den gestörten Unterricht zu enttabuisieren; es möchte die oft latenten Ursachen für gestörte Lehr- und Lernprozesse aufdecken und pädagogisch-therapeutische Lösungsvorschläge unterbreiten. Diese Absicht bedeutet, einen doppelten Vorwurf aushalten zu wollen: Die einen reagieren entrüstet, wenn man die Hand an morsche Stellen legt, defekthafte Wirklichkeiten (die nicht sein müßten, aber leider so sind) beim Namen nennt, eben - Kritik übt ... Die anderen halten einen für systemstabilisierend, gesellschaftspolitisch blind und pädagogisch für blauäugig, weil man Verbesserungen vorschlägt ... Nun, wer die Ausbreitung von Menschlichkeit - wo immer auch - will, muß bei des tun: Unvollkommenes aufdecken und Besseres ermöglichen helfen, diagnostizieren und therapieren und ansonsten mit Mißverständnissen leben lernen. Ein spezielles Mißverständnis hingegen halte ich für ausräumbar. Ich denke dabei an diejenigen Statements, die da meinen, ein Hochschullehrer habe es gut, er müsse sich mit all den hier genannten Problemen nicht herumschlagen, sei in erster Linie Wissenschaftler und brauche das nicht einzulösen, was er vorschlägt . Vielleicht hilft es, sich zu vergegenwärtigen, daß auch ein Hochschullehrer in erster Linie Lehrender ist, der es genauso mit der Desmotivation zu tun hat wie jeder Schulpraktiker. Auch in meinen Vorlesungen fliegen Papierschwalben und Cocadeckel (spielerisch und aggressiv); in den Seminaren versuche ich Gruppenarbeit (mit mehr als 60 Studenten); laufend muß ich prüfen und Zensuren geben (obgleich ich das für fragwürdig halte); und ich kenne die Angst vor dem Versagen (wie jeder, der es mit lehren und lernen zu tun hat). Hier sollten wir also keine imaginären Barrieren aufbauen. Und auf ein zweites eventuelles Mißverständnis sei eingangs hingewiesen: Die folgenden Kapitel wollen vorhandene Wirklichkeiten und Zustände kritisch und systematisch analysieren - also diagnostizieren. Sie wollen aber auch Lösungsmöglichkeiten anbieten und auf solche Einstellungen, Ansichten und Umgangsformen hinweisen, die offensichtliches Elend zu beseitigen oder zumindest zu reduzieren versprechen - das heißt therapieren. Beide Verben sind also nicht im Sinne des medizinischen Eingreifens zu verstehen, sondern wörtlich als: etwas erkennen, unterscheiden, beurteilen wollen (dia-gi-gnoskein) einerseits sowie als: den leidenden Helfer, Diener, Gefährte sein mögen (therapeúein).
Die einzelnen Kapitel lauten: 1. Was sind überhaupt Unterrichtsstörungen? 2. Zum Dilemma des Schulehaltens 3. Der gestörte Unterricht 4. Neurotische Schüler 5. Ängstliche Kinder in der Schule 6. Der angeblich "freche", "faule", "schlechte" und "unbeliebte" Schüler 7. Unterrichtsstörungen in der Lehrerweiterbildung. Zusätzlich werden anhand von 21 Fallberichten eine Fülle von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten für den gestörten Unterricht aufgezeigt.
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